spurrillen
Finished 2004Chor
duration: 5'
Bei Martin Kippenberger gibt es den Satz, dass "Kunst ... ja heute nicht mehr gemacht (wird), sondern nur betrachtet." In diesem Sinn ist Spurrillen eigentlich kein Objekt - kein Chorstück - sondern eine Betrachtung des Chores. Es geht um den Klangkörper Chor, und nicht um etwas, das durch Chor ausgedrückt wird. Chor wird hier verstanden als Problem der Massenbehandlung. Chor ist ja stärker als andere musikalischen Besetzungen immer noch auch eine soziale Einrichtung, ein Apparat für das Gemeinschaftsgefühl einer Gesellschaft, in der Kirche oder einer politischen Bewegung. Chor suggeriert eine Verbindlichkeit, die so als ganze in der Gesellschaft eigentlich nicht zu erfahren ist. Er stellt sich als Einheit dar, mit allen Vereinfachungen in Bezug auf das Individuum, die Masse braucht, um wirksam zu sein.
In Spurrillen wird das Tutti zu einem zerbrechlichen Sonderfall. Einteilungen und Umgruppierung ändern sich ständig, es gibt alle möglichen Formen und größen von Zusammenkünften, von geschlechterspezifischen Unterteilungen zu "gemischten" Gruppen bis zum Einzelnen, vom Tutti zu Oktett, Quartetten, Duos bis zum Solo.
Die Vereinfachung der Einheit wird aufgebrochen zugunsten einer Vereinzelung, in der jede Zusammenstellung nur eine für den Augenblick, für ein bestimmtes Klangmaterial ist.
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